Mit einer Methode kannst du dich schwuppdiwupp besser fühlen. Ganz ohne monate- oder gar jahrelanges Meditieren oder tiefenpsychologisches Analysieren. Du musst nicht einmal verstehen, warum es dir gerade scheiße geht. Du musst dafür auch keine fünf Papayas auf Ex essen oder 57 Minuten einen Kopfstand durchhalten. Hier zählt nur die Entscheidung, etwas ganz Bestimmtes zu machen – und es auch durchzuziehen. Das Beste: Es geht total spielerisch! Die Rede ist von, wie hätte es bei diesem Titel anders sein können, Fake it till you make it. Eine Methode, die erst einmal oberflächlich und vielleicht auch etwas gaga anmutet. Aber wenn du es erst einmal probiert und gemerkt hast, dass du dich damit besser fühlst – why not?
Wie geht „Fake it till you make it“?
Willst du gut gelaunt, selbstbewusst oder stark sein? Dann tu so, als wärst du es jetzt schon. Hier, jetzt und sofort! Egal, ob du das jetzt in den Öffis liest, im Bett oder auf dem Klo. Denn das Schöne ist: Fake it till you make it geht immer, überall – und vor allem sofort. Ausreden gibt es also keine! Ich lasse mir jetzt höchstens dein gestaunt-genervtes „Ich hab kein Bock auf diesen Quatsch“ eingehen. Brauchst du erst noch überzeugendes Material in Form eines TED-Videos? Dann empfehle ich dir folgendes Video.
Fake it till you make it Übung 1:
Durch Körperwahrnehmung
Tatsächlich kann ich dir einige paar Tipps vom Schauspieltraining, das ich ein Jahr lang in meiner Freizeit gemacht habe, empfehlen. Die Methoden funktionieren, egal, ob man auf einer Workshop-Bühne oder daheim unter der Dusche steht.
Gehen wir also davon aus, du willst dich gerade einfach etwas besser fühlen.
- Geh zu Beginn erst einmal körperlich in diese Situation hinein: Welche Körperhaltung hat ein gut gelaunter Mensch? Wie sitzt er, atmet er? Was macht er mit seinem Gesicht, wie schaut er drein? Was macht die Muskulatur in seinem Gesicht, presst er die Zähne aufeinander oder lächelt er? Lass dich darauf ein und deinen Körper einfach machen. (Dein Körper weiß so unendlich viel – das will dein schlaues Gehirn gar nicht wissen …)
- Beobachte, welches Gefühl nun aufsteigt. Vielleicht dauert es ein bisschen, wenn du zu doll drauf wartest – aber es wird eines kommen.
Das ist ein Aspekt aus dem sogenannten Embodiment, dass erst etwas im Körper passieren muss, bevor die entsprechenden Gefühle entstehen können. Eine gute Laune kann einfach nicht aufkommen, wenn du wie ein Häufchen Elend dasitzt. Also: Brust raus, Schultern hoch, tief in den Bauch atmen!
Fake it till you make it Übung 1:
Durch Visualisation
Wenn du doch eher der visuelle Typ bist, kannst du das auch in einer kleinen Meditation bzw. Visualisierung lösen: Stelle dir eine Person bildlich vor, die verkörpert, was du dir gerade wünschst. Wenn das Pippi Langstrumpf ist, musst du dir jetzt also keine zwei Zöpfe flechten und einen Affen zulegen – denke einfach an Pippi, wie sie vor dir steht. Und dann, wie du aus deinem Körper heraus- und in ihren hineingleitest. Wie fühlt sich Dein Role-Model von innen an? Wie sieht die Welt durch ihre Augen aus, wie empfindet sie, was nimmt sie wahr? Spiel das mit all deinen Sinnen durch.
Du kannst auch beide Übungen kombinieren und auf ein Blatt Papier den Namen deines Vorbildes oder gewünschten Eigenschaft schreiben und dich darauf stellen. Beobachte, was dann passiert.
Darum geht es bei Fake it till you make it:
Sicher ist Fake it … keine Bewältigungsmethode für ernsthafte psychische Krankheiten. Dazu gehört natürlich immer die passende fachspezifische Begleitung. Aber manchmal möchtest du dich ohne großen Aufwand schnell besser fühlen, Kleinigkeiten ändern oder hättest gerne einfache Methoden, um zum Beispiel Vorsätze schneller zu verwirklichen. Dann ist deine Frage nicht mehr: „Wie mache ich endlich mehr Sport?“ sondern „Wie würde sich ein sportlicher Mensch jetzt verhalten?“ Wie du siehst, alleine schon dieser Perspektivenwechsel in der Fragenstellung fühlt sich komplett anders an: Aktiver. Selbstverantwortlicher. Jammern geht jetzt weniger, weil – shit! – man kann ja wirklich sofort was machen …
Das Wunderbare und Magische dabei ist: Das Echte zieht nach! Mit dem Faken öffnest Du Dich für Veränderung. Bekommst wirklich Lust auf sie. Die energetischen Tore sind geöffnet. Irgendwann merkst du gar nicht mehr, dass du eine Rolle spielen musst – du hast sie integriert und lebst sie.
Und darum geht es nicht:
Es geht nicht darum, immer und überall besser zu werde: Du bist gut so, wie Du bist. Aber hast du nicht auch manchmal dieses leise Gefühl: Da geht noch was? Nicht so sehr im Sinne der Selbstoptimierung, sondern weil du neugierig drauf bist, welche bisher unbekannten Fähigkeiten in dir schlummern.
Es geht nicht darum, sich mit Vorbildern zu vergleichen. Vorbilder zu haben tut gut, weil wir damit uns selbst besser kennen lernen können: Es ist sehr wahrscheinlich, dass du bereits jetzt Persönlichkeitsmerkmale hast von dem Menschen, den du bewunderst. Sonst stündest du gar nicht in Resonanz mit dieser Person und du fändest sie nur halb so fasziniernd. Sieh dein Vorbild also bitte nicht nicht als Messlatte – sondern als Motivation.
Darum ist Fake it till you make it so gut:
Bist du konsequent genug, geht das So-Machen-Als-Ob irgendwann ins So-Sein über. Natürlich nicht von Montag auf Dienstag, zumindest nicht die derselben Woche. Das Rollenspiel dient dazu, dir bewusst zu machen, wohin du überhaupt willst, und ist dabei gleichzeitig die Möglichkeit, das Ziel jetzt und sofort anzugehen.
Gleichzeitig macht es bedeutend weniger Angst oder Druck, wenn wir diese Veränderung bzw. das Persönlichkeits-Training spielerisch angehen. Es weiß ja auch niemand, dass wir jetzt heimlich Pippi Langstrumpf spielen. Es kann also auch keiner merken, wenn wir unsere Pippi-Rolle mal verbockt haben.
Ich mache das selbst immer wieder gerne phasenweise. Meistens vergesse ich ohnehin nach fünf Minuten, dass ich es machen wollte. Ein konsequentes sich ausprobieren hilft aber auch, nicht im Gewohnten stecken zu bleiben. Und wenn eine schwierige Situation akut ansteht, ob Date oder eine Präsentation, dann geht es mit der Starthilfe vom „als ob“ ganz schnell.
Müssen machen tut das natürlich niemand.
Natürlich ist es klasse, wenn man sich so liebt und nimmt, wie man ist. Aber manchmal kann man sich in der vermeintlichen Selbstannahme auch zu bequem machen und ausruhen. Sagt jemand selbstgefällit „So bin ich halt!“ und legt seine Hände zur Unterstreichung des Ausrufezeichens auf seine Wampe, dann frage ich mich: Warum? Wer hat das gesagt, wie wer ist oder gar sein muss? Sich ausprobieren und dazulernen hält uns lebendig. Wenn wir das als Kinder nicht ständig gemacht hätten, stünden wir heute nicht da, wo wir jetzt sind. Und ist mein Gegenüber mit seinem Bauch nun echt so zufrieden oder will sich lieber nur damit vor der nächsten Sport-Session drücken?
Ist das noch authentisch?
Jetzt könnte man natürlich aufschreien: „Buhuu, so ein Gefake ist doch total unauthentisch! Sei doch einfach du selbst!“ Aber – wie gesagt – wer bestimmt, wer du überhaupt bist? Dass du nicht mehr sein kannst?
Du bist nicht weniger authentisch, wenn du dich mehr ausprobierst. Du hast dann einfach mehr Facetten. Und die sind doch echt mal interessanter als so eine glattpolierte Fläche.
Und wer jetzt mosert, dass das viel zu einfach ist, dem möchte ich kontern mit: Warum darf es das nicht sein?
„So tun als ob“ für Fortgeschrittene
Vermutlich wird dir bald als Fräulein Langstrumpf langweilig. Such dir dann die nächste Rolle: Ronja, Michel, oder doch Lady Gaga? Es wird umso spannender, je offener du deine „Rollen“ formulierst. Leg diese, sobald du etwas Übung hast, nicht mehr auf eine fixe Person fest, sondern erschaffe Charaktere rund um deine Ziele.
Das könnte zum Beispiel sein:
- Jemand, der seine Mitte gefunden hat.
- Jemand, der das Leben liebt.
- Jemand, der „Carpe Diem“ den Mittelfinger zeigt, weil er jede fucking einzelne Sekunde genießt.
Und welche Rolle suchst du dir als nächste aus?
Hast du schon Erfahrung mit Fake it till you make it gesammelt – wie waren deine Erlebnisse? Lass uns in den Kommentaren darüber sprechen! Wir freuen uns auf deine Erfahrungen.
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Zuerst erschienen auf auxkvisit.de am 10. Februar 2016